HERINGEN. Die 26. Ausgabe von „Roths Kaffeeklatsch“ im Heringer Martin-LutherHaus war für den heimischen Bundestagsabgeordneten Michael Roth eine ganz besondere. Denn diesmal stand nicht allein sein Gast Katarina Barley im Mittelpunkt, sondern zur Feier des Tages ausnahmsweise auch Roth selbst. Anlässlich seines 20. Jubiläums im Bundestag drehte die Bundesjustizministerin und SPD-Spitzenkandidatin für die Europawahl im Mai 2019 den Kaffeeklatsch-Spieß um und fühlte ihrem Parteigenossen einmal richtig auf den Zahn.
Ein Blatt vor den Mund nahm der gebürtige Heringer nicht, plauderte entspannt vor den rund 150 Gästen und gewährte dabei auch zahlreiche Blicke hinter die Kulissen. Der Parlamentsbetrieb habe sich im Laufe der 20 Jahre sehr verändert. Aber seiner Devise „Machen statt meckern“ sei er immer treu geblieben. Besondere politische Vorbilder habe er keine. „Allerdings bin ich ein großer Fan von Katarina Barley „, merkte Roth an, „und dass nicht allein, weil wir beide aus Überzeugung gemeinsam für ein starkes Europa der Demokratie, des Friedens, der Freiheit und Rechtsstaatlichkeit kämpfen.“ Allen voran die Bundesjustizministerin, gebe es viele tolle Frauen in der SPD: „Wenn Frauen Verantwortung übernehmen, fühle ich mich immer gut aufgehoben. Das ist – wenn ich an meine Oma denke – privat so, und das ist politisch so“, so der Bundestagsabgeordnete mit einem Augenzwinkern.

Seine Kreise ziehe er seit fünf Jahren nicht mehr nur in Berlin und im Wahlkreis, als Europa-Staatsminister spreche er regelmäßig auch für Deutschland. Und das diplomatische Parkett sei manchmal ganz schön glatt. Er sei ein spontaner, emotionaler Mensch, da müsse er sich bisweilen bei öffentlichen Statements als Europaminister schonmal auf die Zunge beißen. Aber für viele langjährige Wegbegleiter, Nachbarn und Freunde, die zahlreich ins Heringer Martin-Luther-Haus gekommen waren, sei Michael Roth immer auch der Junge von nebenan geblieben, der den ersten Schritt auf die politische Bühne als Klassen- und Schulsprecher an der Heringer Werratalschule machte und sich seither gerne für die Interessen anderer einsetze. Seine Schüchternheit habe er allmählich auf der Bühne des Heringer Schultheaters verloren, erinnert sich Roth.
Schwächen hat der SPD-Politiker gar nicht mal so wenige. So gehe er leidenschaftlich gerne shoppen, und freitagabends könne er sich nach seiner Rückkehr in die heimischen vier Wände selten zurück halten, tief und oft in die Chipstüte zu greifen. Roth sei nicht nur bekennender Vegetarier, sondern auch großer Fan der Lindenstraße, die er sonntags unter keinen Umständen verpassen möchte. „Dass die Lindenstraße eingestellt werden soll, ist für mich ganz furchtbar. Dagegen würde ich sogar eine Demo organisieren“, sagte er.
Und sollten die Bürgerinnen und Bürger aus dem Wahlkreis ihre Stimme einmal nicht mehr Michael Roth geben, hat er auch schon einen Plan: „Ich hätte gerne wieder einen Hund und möchte dann noch mehr Zeit mit meinen Patenkindern verbringen. Aber solange meine Batterien noch voll sind und ich neue Ideen habe, will ich Rechtspopulisten und Demokratieverächtern nicht das Land überlassen. Das treibt mich an und motiviert mich, weiter zu machen.“
Im Anschluss an den etwas anderen Kaffeeklatsch konnten sich die Gäste am großzügigen Büffet bedienen, das viele kleine und große Leckereien bereithielt. „Ein besonderes Dankeschön gilt dem SPD-Stadtverband Heringen, der wie so oft die Bewirtung an diesem Abend übernommen haben“, freute sich Roth.