Aufgewachsen in wohlbehüteten Verhältnissen in der Nähe des Starnberger Sees zog es den gebürtigen Berliner schon immer zum Theater. Bereits im Kindesalter, so erzählt Hinkel, stand sein Berufswunsch Theatermacher fest. Seine Großeltern unterstützen ihn bei der Einschreibung in die Theaterakademie, seine eher skeptischen Eltern hat er später mit seinem Diplom vollends überzeugt. „Ich hatte schon immer Sehnsucht nach Geschichten, in denen das Herz wichtiger ist als der Intellekt“, begründete er seine Passion, die er zum Beruf gemacht hat. Nach einer Zeit als Lehrbeauftragter und später als Praktikant beim Fernsehen und Fahrer von Marianne Sägebrecht, kam Hinkel zur Regie. Hier konnte er, wie sein großes Vorbild Charlie Chaplin, die verschiedenen Künste zusammenbringen.
Beim Film lernte Hinkel Dr. Dieter Wedel kennen, mit dem er 20 Jahre eng zusammenarbeitete. Von Roth auf die internationale metoo-Debatte und die zahlreichen Vorwürfe gegenüber Wedel angesprochen, äußerte sich Hinkel bedeckt: „Ich war nicht dabei. Ich weiß nicht, was passiert ist. Es ist schwer, sich hierzu gerecht zu verhalten.“
Zum Thema Politik positionierte sich der Intendant hingegen deutlich. In der Rolle des politischen Beobachters fühle er sich zwar sicherer, aber es sei die Aufgabe eines jeden Künstlers, sich für Politik zu interessieren. Kunst reflektiere das Leben und damit auch die Politik. Als die Ausschreitungen in Chemnitz zur Sprache kommen, stellte Roth klar: „Gewalt und Rassismus sind kein Chemnitz-Problem, es ist ein gesamtgesellschaftliches. Ich selbst fühle mich fremd im eigenen Land, wenn ich diesen Hass und diese Gewalt erlebe. Wir müssen unser Land verteidigen, in dem wir ohne Angst verschieden sein können. Und zwar jetzt.“ Dem stimmte sein Gast energisch zu und ergänzte: „Auf der Bühne stehen Menschen jeglicher Religion, Hautfarbe und sexueller Orientierung – wir alle arbeiten gut zusammen. Es ist mir daher unbegreiflich, wie Menschen so werden und ,Töten! Töten! Töten!‘ zu ihrem Motto machen können.“
In seiner Rolle als Intendant geht Hinkel inzwischen auf. Hier könne er handeln, wie es ihm entspräche und seine Ideen mit anderen Menschen in die Tat umsetzen. Als Retter der Festspiele sehe er sich aber nicht. Das Ruder zu übernehmen und das Festspieljahr zu retten, sei eine Selbstverständlichkeit gewesen. Eine Dame im Publikum sah dies allerdings anders, rief „Er ist unser Lingg von Linggenfeld“ und erntete mit der Anspielung auf den historischen Retter Bad Hersfelds großen Applaus. Beeindruckt von der Leistung Hinkels zeigte sich auch Gastgeber Roth, der sich über ein längerfristiges Engagement Hinkels in Bad Hersfeld freuen würde.
Zum Abschluss überreichte Roth seinem Gast noch den offiziellen Regenschirm des Deutschen Bundestages als Gastgeschenk, damit er auch in der offenen Stiftsruine nie im Regen säße und bedankte sich beim SPD Stadtverband Bad Hersfeld für die Bewirtung.