HERINGEN. Thomas Oppermann gehört sicher zu den bekanntesten Politikern der Republik. Seit 27 Jahren ist er Abgeordneter, 1990 begann er im niedersächsischen Landtag, 2005 wurde er erstmals in den Deutschen Bundestag gewählt. Am Sonntag machte der Vollblutpolitiker Station bei Michael Roths Kaffeeklatsch im Heringer Stadtteil Leimbach. Vor vollem Haus plauderte der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion mit seinem Wahlkreisnachbarn Michael Roth über Beruf, Berufung, aber auch über Privates. Dabei hatte er sichtlich Spaß. Begeistert erzählt der Göttinger Abgeordnete von seiner Arbeit als Chef der SPD-Bundestagsabgeordneten: Die SPD-Fraktion ist ein bunter Haufen selbstbewusster, hoch interessanter und intelligenter Persönlichkeiten. Sie anzuführen ist ein faszinierender Job. Lobende Worte fand er auch für Roths leidenschaftliches Engagement als Europa-Staatsminister. Gebannt lauschten die Gäste des bis zum letzten Platz gefüllten Leimbacher Gemeinschaftshauses, was Oppermann von seinen Erfahrungen über Oppositions- und Regierungsarbeit zu berichten wusste: So sei es immer eine große Freude gewesen, die vielen Fehler der schwarz-gelben Bundesregierung in der letzten Legislaturperiode zu entlarven, von Guttenberg bis zur Mövenpicksteuer. In Regierungszeiten habe man aber viel mehr bewegen können auch gegen den Willen der Kanzlerin, betonte der Fraktionsvorsitzende. Mindestlohn und Rente mit 63 seien gute Beispiele für sozialdemokratische Konzepte, die auch gegen den anfänglichen Widerstand von CDU/CSU durchgesetzt werden konnten.
Mit der AfD ging er hart ins Gericht: Sie schüre oft mit Hetze, Lügen und Hassparolen gezielt Ängste. Gleichzeitig dürfe man nicht jeden abschreiben, der sein Kreuz bei der AfD mache. Nur Protest und nur Anti aber ganz ohne Inhalte. Dafür steht die AfD, wie sich immer wieder zeigt, erklärte Roth. Wählerinnen und Wähler mit besserer Politik zu überzeugen und somit den Hass und die Demokratieverachtung der AfD überflüssig zu machen, seien erklärte Ziele der SPD. Froh zeigten sich beide Politiker aber auch über eine starke Gegenbewegung. 23.000 seien in diesem Jahr in die SPD eingetreten Menschen, die sich gegen Rassismus, Nationalismus und Hass stellten. Oppermann, der in seiner Jugend im Rahmen der „Aktion Sühnezeichen“ ein Jahr in den USA lebte, hob hervor: Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht in eine radikale Wettbewerbsgesellschaft bewegen, wie es in den USA mit ihrem derzeitigen Präsidenten gerade der Fall ist. Wir brauchen einen funktionierenden Sozialstaat, der niemanden zurück lässt. Die Einsicht, dass alle Menschen gleichwertig sind, ist der Grundgedanke unserer Demokratie, und dafür stehen wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten uneingeschränkt.
Michael Roth verabschiedete sich nicht von seinen Gästen, ohne sich bei den fleißigen Helferinnen und Helfern der Heringer SPD zu bedanken und zu versprechen, das erfolgreiche Format des Kaffeeklatsches fortzusetzen, sollte er am 24. September wieder gewählt werden.