

BAD HERSFELD. Nordhessen sind wie Dieselmotoren: Der braucht immer ein bisschen bis er warm ist, aber wenn er einen gern hat, ists für immer, meint Johannes Scherer, der zu Gast bei Roths Kaffeeklatsch war. Doch lange brauchte es wahrlich nicht, bis die zahlreichen Besucherinnen und Besucher im Gemeindesaal der Bad Hersfelder Martinskirche mit dem Comedian und Moderator warm wurden. Mit seiner offenen Art und seiner Vorliebe für nordhessische Ahle Worscht hatte der nach eigenem Bekunden ehemalige Klassenclown schnell alle Sympathien. Als einziger in seiner Familie hat er das Abitur abgelegt, sein Vater und die Brüder hätten hingegen etwas ordentliches gelernt während er beim Radio sein Volontariat gemacht habe. Als Arbeiterkind hat Johannes Scherer eine klare politische Meinung, die er auch vertritt: Ob es einem schadet oder nicht, sollte nicht die Maßgabe sein, um sich politisch zu äußern. Ich bin zwar kein Parteimitglied, sage aber immer, was mir gefällt und was mich stört.
Eine deutliche Absage hingegen erteilte der Moderator den Gaulands und Höckes dieser Welt. Sie hätten es verdient, dass man gegen ihre Aussagen aufstehe und laut werde. Schweigen helfe hier nicht. Nationalisten und Populisten arbeiten mit Lügen und Ängsten, ihre Aussagen sind zumeist ein Anschlag auf den Verstand, ergänzt Michael Roth die Aussagen seines Gastes.
Besonders im Netz sind diese Auswüchse zu spüren. Hier fände jeder noch so abstruse Mist jemanden, der ihn glaube und es weiterverbreite. Ein richtiges Schneeballsystem, bemerke Scherer, der froh ist, dass Heiko Maas dem endlich mit einem Gesetz Einhalt zu gebieten versuche.
Während Scherer in der Schulzeit, wie er offen zugab, beim Mannschaftssport als Malus zum Besten dazugegeben wurde und eher der Turnbeutelvergesser war, hält er sich nun mit Bühnenauftritten fit: Auf der Bühne habe ich Wege wie Mick Jagger, ich tigere herum. Das ist sicher so anstrengend wie ein Marathon. Aber mein Job ist es, lustig zu sein. Er ist meine Leidenschaft und es macht einen Heidenspaß, Menschen zum Lachen zu bringen. Dass er das ganz ernst meint, davon konnte sich sein Publikum in Bad Hersfeld überzeugen.