In erster Linie Mensch

Bundesbehindertenbeauftragte Verena Bentele und Staatsminister Michael Roth MdB bei Roths Kaffeeklatsch auf dem Kochsberg. (Foto: Lars Winter/Werraland Werkstätten)
Volles Haus bei „Roths Kaffeeklatsch“ mit Verena Bentele, der Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen. (Foto: Kianusch Zakikhany)

GREBENDORF. Ein voller Saal erwartete Michael Roth MdB und seinen Gast Verena Bentele, die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, im Integrationshotel Kochsberg in Grebendorf. Die vierfache Weltmeisterin im Biathlon und zwölffache Goldmedaillen-Gewinnerin bei den Paralympics plauderte mit dem heimischen Bundestagsabgeordneten über sportliche und berufliche Erfolge. Angesprochen auf Ihre Jugend auf dem Bio-Bauernhof ihrer Eltern in der Nähe des Bodensees erklärt Bentele, dass man sich das vorstellen könne wie bei „Michel aus Lönneberga“. Sie durfte eine klassische Land-Kindheit mit Rollschuhen, Pony und Wintersport erleben. Trotz ihrer Blindheit wurden sie und ihr Bruder ebenso eingebunden, wie ihr sehender Bruder. Nachdem sie mit einem kleinen Umweg über den Alpinsport zum Langlauf kam, war sie sehr stolz, 1996 als „Zwerg“ in den Lehrgang des Biathlon-Kaders eingeladen zu werden. Von da ab ging ihre Karriere steil bergauf. Doch es gab auch Niederlagen. So kommentiert Bentele: „Verlieren gehört zum Geschäft, dann kann man sich am Ende noch mehr über das Gewonnene freuen.“ Doch auch nach ihrer größten Niederlage, einem schlimmen Sturz, der eine lange Auszeit zur Folge hatte, raffte sich die Powerfrau wieder auf und führte ihre Karriere mit einem neuen Laufpartner erfolgreich weiter.

Besonders wichtig ist ihr aber die Bildung: „Im Sport zählt oft das Adrenalin. An das Leben nach dem Leistungssport denken viele leider nicht, dabei ist es wichtig, sich zu qualifizieren.“ Neben ihrer Karriere als Sportlerin studierte sie Literaturwissenschaften und war später als Coach tätig. Zudem setzt sie sich immer neue sportliche Ziele: Auf lange, internationale Radtouren und eine Wandertour auf den Kilimandscharo, den höchsten Berg Afrikas, kann sie bereits zurückblicken und sie plant weiter. So ist ihr Traum vom Glück eine lange Fahrradtour von Meinhard bis ans Schwarze Meer.

Nachdem sie den ehemaligen Münchner Bürgermeister Christian Ude kennengelernt hatte, trat Bentele schließlich 2012 in die SPD ein. Besonders gefällt ihr an ihrer Partei, dass sie den Anspruch hat, etwas für die Menschen zu tun. Als Behindertenbeauftragte der Bundesregierung hat sie diesen Anspruch auch an sich selbst. Sie hat viel Spaß an der Arbeit, muss aber auch bisweilen energisch für ihre Anliegen werben. Nicht jeder Kollege sehe die Notwendigkeit, die Behindertenbeauftragte in den Gesetzgebungsprozess angemessen einzubinden. Es ist ihr wichtig, dass man nicht durch seine Behinderung definiert werde, denn auch Sprache kann diskriminieren. An Formulierungen wir „der Behinderte“ oder „die Blinde“ stört sie sich – so ist man doch in erster Linie Mensch mit vielen weiteren Eigenschaften.

Nach einem fröhlichen und interessanten Gespräch bedankte sich Michael Roth nicht nur bei seinem sympathischen Gast mit einem vegetarischen Präsentkorb, sondern auch bei den Werraland Werkstätten, die als Gastgeber und Partner für den Raum sowie Kaffee und Kuchen sorgten. „Ich freue mich, dass es nicht nur auf Bundesebene mit Verena, sondern auch hier direkt vor Ort mit den Werraland Werkstätten in meinem Wahlkreis tolle und engagierte Partner für die Teilhabe behinderter Menschen gibt,“ so Roth.