Ein Blick zurück – Ein Blick nach vorn

Michael Roth MdB mit ZEIT-Journalist Christoph Dieckmann (links) und dem Vizechef der SPD-Bundestagsfraktion Carsten Schneider
Staatsminister Michael Roth MdB mit ZEIT-Journalist Christoph Dieckmann (links) und dem Vizechef der SPD-Bundestagsfraktion Carsten Schneider.

BAD HERSFELD. „25 Jahre ist die deutsche Wiedervereinigung nun bald her. Was in meiner Jugend noch undenkbar war, ist mittlerweile Alltag geworden. Es ist Zeit zurückzublicken, aber auch nach vorne zu schauen“, begrüßt Staatsminister Michael Roth MdB die im Bad Hersfelder „wortreich“ erschienenen Gäste.

Roth und seine Gesprächspartner, der ZEIT-Journalist Christoph Dieckmann und der Vizechef der SPD-Bundestagsfraktion Carsten Schneider aus Thüringen, widmeten sich dem Thema Wiedervereinigung auf Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung Hessen. Musikalisch untermalt wurde die Gesprächsrunde von der „Rock und Acoustic Band“ der Gesamtschule Geistal.

Der Blick zurück offenbarte dem Publikum einige interessante Details, so war Dieckmann am 3.Oktober 1990 zufällig im Weißen Haus und konnte durch einen Trick der feierlichen Ansprache des damaligen US-Präsidenten George Bush lauschen. Der ZEIT-Journalist berichtete zudem, dass er nicht nur damals auf der Wiedervereinigungsparty der deutschen Botschaft, sondern auch noch lange Zeit darauf in seiner Redaktion der einzige Ostdeutsche gewesen sei.

Für Schneider war die Zeit der Wiedervereinigung nicht so greifbar, war er doch erst 14 Jahre alt, als am 3.Oktober 1990 die Vereinigung rechtlich vollzogen wurde. Viel präsenter als der Staatsakt waren ihm hingegen der Mauerfall und die Umbruchstimmung ein Jahr zuvor.

Auch Roths Blick ins Jetzt und nach vorn ließen beide Gesprächspartner nicht unkommentiert. Besonders die Frage nach der aktuellen Flüchtlingssituation und der offenen Fremdenfeindlichkeit beschäftigte die drei. „Der Thüringen-Monitor belegt, dass 25 Prozent aller Thüringer fremdenfeindliche Thesen unterstützen, teilweise ist ihnen das selbst nicht bewusst, dass es so ist“, stellte der Erfurter Bundestagsabgeordnete Schneider fest. „Viele der jungen, fitten, offenen Leute sind weggegangen. Sie fehlen uns vor Ort. Leider herrscht bei uns vielerorts die Hegemonie des Stammtisches.“ Dieckmann und Schneider führten das nach all den tiefen Einschnitten in das Leben vieler Ostdeutscher auf eine tief verwurzelte Angst vor Veränderung zurück. Häufig habe man aber auch gar keine Erfahrung mit Einwanderung. Schließlich sei in diesen Teilen Deutschlands der Anteil an Migranten sehr gering. Christoph Dieckmann betonte zudem, dass der latent auftretende Fremdenhass, mit Dresden als Pilgerziel der Pegida-Bewegung, eben nicht typisch sei für den Osten. Großes Engagement der Bürger im Osten Deutschlands und der Wille zur bunten Gesellschaft seien besonders in den „Boomtowns“ wie Erfurt, Leipzig oder Greifswald zu spüren. Aber auch viele kleine Orte stehen dem in nichts nach, wussten beide zu berichten.

Zum Ende der Veranstaltung wies der Moderator und heimische SPD-Abgeordnete Michael Roth noch auf folgenden Fakt hin: „Sowohl unsere Bundeskanzlerin als auch unser Bundespräsident sind Ostdeutsche, wenn das mal kein deutliches Zeichen für eine gelungene Wiedervereinigung ist.“