Ein bewegtes Leben

Franz Müntefering zu Besuch bei Roths Kaffeeklatsch
Sontras Bürgermeister Thomas Eckhardt begrüßt Franz Müntefering und Michael Roth in Wichmannshausen

WICHMANNSHAUSEN. Draußen strahlender Sonnenschein, drinnen strahlende Gäste. Zu Roths Kaffeeklatsch mit Franz Müntefering kamen viele Gäste von nah und fern nach Wichmannshausen, um den Ex-Vizekanzler und ehemaligen SPDParteivorsitzenden zu sehen. Und das, so scherzte der heimische Bundestagsabgeordnete Roth zu Beginn, „trotz allerbestem Rasenmähwetter“.

Nach dem gemeinsamen Kaffeetrinken plauderte Roth mit seinem Gast über das, was ihn bewegt und fit hält. So geht der 75-jährige Unruheständler täglich Joggen und macht lange Spaziergänge im Grünen, um gesund zu bleiben. „Sich in den Liegestuhl legen und Kreuzworträtsel lösen, ist das Falscheste was man tun kann. Der Kopf muss was zu tun haben und man muss sich bewegen“, rät er den
Anwesenden. Er betont zudem die „drei L’s“ – Laufen, Lernen und Lieben –, die das Wichtigste besonders im Leben der älteren Menschen seien.

Mit vielen kleinen Anekdoten gespickt erzählt Franz Müntefering aus seinem Leben: seiner Jugend im Sauerland, seinem sehr katholischen Elternhaus und dem Besuch der Volksschule, wo man zwar keine Mathematik, dafür aber Rechnen lernte, was im Übrigen auch viel wichtiger sei. Vor fast 50 Jahren trat er in die SPD ein und seitdem
gab es kaum ein politisches Amt, das er nicht innehatte. Am wichtigsten war ihm aber immer sein Abgeordnetenmandat. Er ist stolz darauf, dass seine Partei der Motor der Demokratie in Deutschland und Europa sei.

Von Roth auf seine Beziehungen zu Oskar Lafontaine, Johannes Rau und Gerhard Schröder angesprochen, fand Müntefering klare Worte. Trotz guter Zusammenarbeit und der Gemeinsamkeit, dass beide keine Uhren tragen, sei er jetzt mit Lafontaine fertig. Über Johannes Rau fand er hingegen durchweg positive Worte. Rau sei einer der wichtigsten Menschen gewesen, die er je kennenlernen durfte. „Er ist menschlich gewesen, so hat er die Menschen am besten erreicht“, wusste Franz Müntefering zu berichten. Auch über sein Zeit mit Ex-Kanzler Schröder erzählte er einiges: „Nach einem beschwingten Start im Herbst 1998, bemerkten wir leider schnell, dass Kohl uns volle Schubladen mit schwierigen Aufgaben hinterlassen hatte.“ Aber sie hätten die Probleme gemeinsam angepackt und durchgestanden. Schröder an sich sei ein Typ zum Pferdestehlen, aber manchmal auch in bisschen anstrengend.

Ein großes Herzensanliegen Münteferings ist die Hospiz- und Palliativbewegung. Nicht erst durch den Tod seiner Frau Ankepetra sei er mit dieser wichtigen und auch schönen Aufgabe in Berührung gekommen. „Sterben ist ein Teil des Lebens, diese Zeit sollte man möglichst gemeinsam genießen können“, so Müntefering. Er 2007
war von allen politischen Ämtern zurückgetreten, um sich um seine schwer erkrankte Frau zu kümmern. Als Vorbild sieht er sich aber nicht. Er habe das Privileg genießen können, sozial abgesichert und im Rentenalter gewesen zu sein. Einen solchen Schritt könne sich nicht jeder leisten, das sei ihm bewusst.

Michael Roth und sein Gast bedankten sich nochmals beim SPD-Ortsverein Wichmannshausen für die großartige Bewirtung und die Gastfreundschaft. Zum Abschied durften sie noch die Parteijubilare ehren und ein Neumitglied des Ortsvereins willkommen heißen.