Wie Integration gelingen kann

Staatsministerin Aydan Özoguz MdB und Staatsminister Michael Roth MdB bedanken sich in bester Laune bei den Anwesenden für ihr großartiges Engagement. (Foto: Markus Claus)
Zu Besuch in Eltmannshausen. Aydan Özoguz und Michael Roth (Mitte) besuchten gemeinsam mit Bürgermeisterkandidat Jörg Heinz und Ramiz Arifi vom Ausländerbeirat Eschwege Georg Rost und seine Sportlerinnen und Sportler. (Foto: Christian Heydecker)
Volles Haus im E-Werk. Viele Interessierte kamen zur Veranstaltung nach Eschwege. (Foto. Christian Heydecker)

ESCHWEGE. „Ich freue mich über so viel geballtes Engagement in einem Raum“, begrüßt der heimische Bundestagsabgeordnete und Europa-Staatsminister Michael Roth die zahlreich im Eschweger E-Werk erschienen Gäste. Zu der Diskussionsveranstaltung „Menschen eine neue Heimat geben – Wie Integration gelingen kann“ hatte er gemeinsam mit Staatsministerin Aydan Özoguz, der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration,
eingeladen. Nicht nur übereinander, sondern miteinander reden, sich über Erfolge und Defizite austauschen, aber auch den vielen ehrenamtlichen Helfern einfach mal „Danke“ sagen – das war das erklärte Ziel beider Politiker.

Vor der Veranstaltung hatten sich beide schon in Eltmannshausen mit Ortsvorsteher Georg Rost und einer Gruppe von jungen Flüchtlingen getroffen. „Das Fußball- Projekt in Eltmannshausen ist ein tolles Beispiel für gelungenes ehrenamtliches Engagement zur Integration von Flüchtlingen“, freut sich Staatsministerin Özoguz. „Zehntausende Menschen in Deutschland unterstützen ehrenamtlich Flüchtlinge mit
Rat und Tat. Die Kreativität und die Phantasie sind dabei groß.“

In ihrem Einführungsvortrag geht es aber auch um Zahlen und Fakten. So sind in Deutschland im Jahr 2014 etwa 202.000 Asylanträge eingegangen, die meisten davon stammten von Flüchtlingen aus Syrien. Özoguz plädiert für eine koordinierte Flüchtlingspolitik, inklusive einer echten Seenotrettung und einem fairen Verteilungsschlüssel für Flüchtlinge innerhalb der EU. Denn aktuell nehmen fünf der 28 EU-Staaten etwa 75 Prozent der Flüchtlinge auf.

Doch nicht nur auf europäischer, sondern auch auf Landesebene muss sich noch viel tun. Das mahnt auch Landrat Stefan Reuß an, der ebenfalls auf dem Podium saß. „Der Werra-Meißner-Kreis stößt langsam an seine Grenzen. Die Ehrenamtlichen hier leisten große Verdienste und haben viele tolle Ideen. Doch etwa 30 Prozent der
Aufwendungen für die hiesigen Asylbewerber sind nicht gedeckt. Das Land Hessen gibt das vom Bund zur Verfügung gestellte Geld nicht an die Kreise und Kommunen weiter“, so Reuß. Er wünscht sich ebenso eine finanzielle Entlastung der Kreise und Kommunen wie auch einen flexibleren Umgang mit den Geldern. Auch die von Staatsministerin Özoguz angeregte Übernahme der Gesundheitskosten durch den
Bund hält Reuß für eine gute Idee.

Auch Pfarrerin Anna-Sophie Schelwis, die Beauftragte für Flucht und Migration der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, lobt das großartige ehrenamtliche Engagement in den Kirchengemeinden. Sie ist in ihrer Funktion auch Ansprechpartnerin für das oft genannte Kirchenasyl. Dieses werde nicht oft und auf keinen Fall wahllos gewährt. Auch Hend Claus kam vor 27 Jahren als Flüchtling nach
Deutschland. Sie lebt mittlerweile mit ihrem Mann und ihren Kindern in Eschwege. Als Übersetzerin fürs Bundesinnenministerium kommt sie viel herum und weiß einiges zu erzählen. Ihre Arbeit macht sie ehrenamtlich und gerne. „Integration kann nur so gut gelingen wie die Menschen von der Gesellschaft integriert werden“, betont sie. „Hier im Werra-Meißner-Kreis ist die Willkommenskultur groß, doch die
Gastfreundschaft ist weiter entwickelt als die tatsächlichen Strukturen.“ Sie greift hier auch die Bedenken von Landrat Reuß auf. Die Unterfinanzierung mache auch den Ehrenamtlichen zu schaffen, denn Ehrenamt brauche eben immer auch Hauptamt.

Bevor Michael Roth die Anwesenden noch zu einem kleinen Empfang einlädt, betont er nochmals die Bedeutung der Ehrenamtlichen: „Von Ehrenamtlichen organisierte Sprachkurse, Fußballtraining mit dem Sportverein, Begegnungsabende der Kirchengemeinde, Begleitung bei Behördengängen – es gibt viele großartige Projekte vor Ort. Da möchte ich einfach mal ‚Danke‘ sagen. Es ist schön zu wissen, dass Flüchtlinge und Asylbewerber auf einen starken Rückhalt aus der Gesellschaft hoffen können."