„Kümmerer“ für den ländlichen Raum

Staatsminister Michael Roth MdB umringt von seinen Gästen, den Demographie-Experten Herbert Leidenfrost, Ulrike Gottschalck MdB, Vize-Landrätin Elke Künholz und dem Alheimer Bürgermeister Georg Lüdtke (v.l.n.r.).
Staatsminister Michael Roth MdB umringt von seinen Gästen, den Demographie-Experten Herbert Leidenfrost, Ulrike Gottschalck MdB, Vize-Landrätin Elke Künholz und dem Alheimer Bürgermeister Georg Lüdtke (v.l.n.r.).

ROTENBURG AN DER FULDA. „Wir werden immer älter, das ist gut. Wir werden aber auch immer weniger, das ist nicht so gut“, mit diesen Worten begrüßt der heimische Bundestagsabgeordnete und Staatsminister Michael Roth die Gäste im gut gefüllten Rotenburger Bürgersaal. Neben der Vize-Landrätin Elke Künholz hatte Roth auch seine Bundestagskollegin Ulrike Gottschalck, den Alheimer Bürgermeister Georg Lüdtke und den stellvertretenden Geschäftsführer der AWO-Nordhessen Herbert Leidenfrost zu einer Diskussionsveranstaltung eingeladen.

„Altern ist keine Krankheit, vielmehr können wir heute auch bis ins hohe Alter fit bleiben“, führt Ulrike Gottschlack in das Thema des Abends ein: die demographische Entwicklung im ländlichen Raum. Besonders dort stehe man vor besonderen Bewährungsproben. Die Nahversorgung und das öffentliche Verkehrsnetz von Bus und Bahn müssten aufrechterhalten werden, um auch älteren Menschen die Chance zu geben, so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben. Vor allem auf die Kommunen kommen hier große Aufgaben zu. Dass es das nicht zum Nulltarif gibt, weiß auch Vize-Landrätin Künholz zu berichten: „Busse, Kindertagesstätten und der altersgerechte Ausbau kosten nun mal Geld, das die Kommunen oftmals nicht haben. Die schwarz-grüne Landesregierung lässt den ländlichen Raum aber am ausgestreckten Arm verhungern.“ In Zeiten klammer Kassen sind daher umso mehr kreative Konzepte gefragt. Und davon hat Künholz einige parat: Neben einem fahrenden Supermarkt und einer Kooperation mit den Lehrkrankenhäusern im Kreis setzt sie auf „kommunale Kümmerer“, einer modernen Form der Dorfschwester. Dass dieses Konzept gut funktioniert, weiß auch Bürgermeister Georg Lüdtke zu berichten. In seiner Gemeinde Alheim läuft das Projekt mit der „Gemeindeschwester Vera“ sehr gut, es bringe einen großen Mehrwert für Jung und Alt.

Auch bei der Arbeiterwohlfahrt wird Teilhabe groß geschrieben. „Als nordhessischer Marktführer im Pflegebereich setzen wir auf Hilfe zur Selbsthilfe“, so Herbert Leidenfrost. Es gehe darum, innovative Lösungen zu finden, Teilhabe am Leben zu ermöglichen und die Pflegeberufe attraktiver zu gestalten. Einig sind sich die Diskutanten, dass Einwanderung gerade im ländlichen Raum eine große Chance biete, um dem vorherrschenden Fachkräftemangel beispielsweise im Pflegebereich wirksam zu begegnen. Vize-Landrätin Künholz verweist auf die erfolgreiche Zusammenarbeit des Landkreises mit der Handwerkskammer, die schon mehreren Asylbewerbern zu einem Ausbildungsplatz verholfen habe. „Besonders im Baugewerbe ist dies eine willkommene Verstärkung, gab es doch in den letzten Jahren keine inländischen Interessenten für diese Lehrstellen“, berichtet Künholz. Das vom europäischen Sozialfonds unterstützte Projekt ist ein großer Erfolg und wird nun auch in andere Landkreise getragen.

„An kreativen Ideen mangelt es in der Region sicher nicht“, zeigt sich Europa-Staatsminister Roth optimistisch. „Deshalb hat sich die Bundesregierung für das größte Entlastungspaket für Kommunen seit vielen Jahren ausgesprochen. Die Kommunen werden bis 2018 um mehr als 25 Milliarden Euro entlastet. Zudem wird es aus dem Bundeshaushalt mehr Mittel für Städtebauförderung, regionale Wirtschaftsstruktur und Kinderbetreuung geben. Das ist ein gute Nachricht – besonders für den ländlichen Raum.“