Naturprodukt Honig?

Michael Roth MdB diskutierte mit der verbraucherpolitischen Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion Elvira Drobinski-Weiß (rechts) und dem Vorsitzenden der Imker im Werra-Meißner-Kreis Dieter Böttner (links) über Verbraucherschutz und den Einsatz von Gentec

MEISSNER-GERMERODE. „Bienen zählen zu unseren wichtigsten Nutztieren. Sie bringen nicht nur Honig, sondern sie bestäuben unsere Pflanzen und sorgen damit für eine gedeihende Flora. Wer weiß das schon?", fragt der heimische Bundestagsabgeordnete Michael Roth die Gäste seiner Gesprächsrunde mit der verbraucherpolitischen Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion Elvira Drobinski-Weiß und dem Vorsitzenden der Imker im Werra-Meißner-Kreis Dieter Böttner. Rund 100 interessierte Bürger waren der Einladung des Europa-Staatsministers in den Wildpark Germerode gefolgt.

Nur 20 Prozent des in Deutschland verbrauchten Honigs stammen aus heimischer Produktion. Durch die vermeintlich kostengünstigere Konkurrenz aus dem Supermarkt und eine nicht immer einfache Vermarktung vor Ort bleiben die hiesigen Imker teilweise sogar auf ihrem Honig sitzen. Deshalb haben viele der 317 Imker im Werra-Meißner-Kreis die Zahl ihrer Bienenvölker bereits reduziert, derzeit gibt es noch 1.740. „Dass der Import-Honig aus Ländern wie China, Mexiko oder Kanada teilweise mit gentechnisch veränderten Pollen verunreinigt ist, ist den Verbrauchern in Deutschland offenbar nicht bewusst“, bemerkt Roth, der entschieden für regionale Produkte wirbt. Auch Dieter Böttner stimmt ihm zu: „Der Honig kann nur so rein sein, wie es die Umgebung zulässt.“

Als besonders gravierend stellte sich in der Diskussion die Hungersnot der Bienen heraus. Durch Monokulturen und Pestizide finden die heimischen Bienen sogar im Sommer oftmals keinen Nektar mehr. Die Imker müssen zufüttern, um ihre Bienen am Leben zu erhalten. Dies verbessert sich nicht durch den Einsatz gentechnisch

veränderter Organismen. Diese sind zwar scheinbar ertragreicher und resistenter gegen Krankheiten, führen aber in einen Teufelskreislauf. Denn auch andere Pflanzen werden widerstandsfähiger gegen die eingesetzten Pestizide. Die Folge ist der vermehrte Einsatz von immer stärkeren Giften. „Gentechnisch manipulierte Pflanzen sind ganz sicher nicht das Allheilmittel gegen den Welthunger“, betont auch Verbraucherschutzexpertin Drobinski-Weiß. „Im Gegenteil werden zumeist einjährige Pflanzen gezüchtet, die jedes Jahr neu angeschafft werden müssen. Eine Goldgrube für die Produzenten, eine Falle für die Abnehmer – besonders in Schwellenländern. Die SPD lehnt daher die Agrogentechnik ab. Wir kämpfen dafür, dass jedes Mitgliedsland der EU selbst über den Anbau entscheiden kann.“

Imkerchef Böttner weiß dennoch Positives zu berichten. So seien 30 Jungimkerinnen und Jungimker gefunden worden, die sich für dieses verantwortungsvolle Hobby begeistern ließen. „So wichtig es ist, dass die Politik vernünftige Rahmenbedingungen setzt, tragen vor allem wir Verbraucher eine besondere Verantwortung. Wir sollten noch mehr auf regionale Produkte und damit auf Qualität und Nachhaltigkeit bei unseren Lebensmitteln setzen", so die Diskussionspartner übereinstimmend.