Global und lokal handeln

MEINHARD-GREBENDORF. "Also wenn ich ‚ihr‘ wäre, dann wäre ich heute nicht gekommen", witzelt Hans Eichel und ist überrascht über die zahlreichen Besucher auf dem Grebendorfer Kochsberg an diesem sonnigen und heißen Nachmittag. Etwa 70 Gäste sind der Einladung des Bundestagsabgeordneten Michael Roth gefolgt, der mal wieder zu einem ‚Kaffeeklatsch‘ eingeladen hat, um mit einem prominenten Gast zwanglos über aktuelle Themen zu plaudern. Der SPD-Ortsverband Meinhard lud alle Gäste zu Kaffee und Kuchen ein, und so wurde es ein eindrucksvoller Nachmittag unter freiem Himmel mit Blick auf Eschwege.

Dass Hans Eichel sich auch heute noch aktiv in die Politik einmischt, wurde gleich zu Beginn des Gesprächs deutlich. Auf die drängenden finanziellen Schwierigkeiten der Kommunen angesprochen, berichtete der 71jährige aus einer Arbeitsgruppe der Friedrich-Ebert-Stiftung, der er angehört: "Insgesamt betrachtet, haben alle deutschen Kommunen zusammen auch im letzten Jahr wieder einen Überschuss erwirtschaftet, aber das Geld ist sehr ungleich verteilt. Während es etwa in Bayern oftmals ausreichend ist, fehlt es in Hessen oder Nordrhein-Westfalen an allen Ecken. Wir schlagen deshalb vor, dass man sich zukünftig stärker am Bedarf der einzelnen Kommunen orientieren sollte", so der langjährige Kasseler Oberbürgermeister.

Aber nicht nur die Lage der Kommunen, sondern auch globale Probleme treiben den ehemaligen Bundesfinanzminister um. "Während meiner vielen Reisen als Finanzminister habe ich gelernt, dass wir uns gar nicht so viel unterscheiden, wie wir manchmal glauben. Wir haben oft die gleichen Probleme. Auch in China gibt es durch die restriktive Geburtenbeschränkung die Herausforderung einer älter werdenden Gesellschaft. Die eine Welt gibt es längst, wir sitzen alle in einem Boot." Auch von bitteren Erfahrungen, die ihn bis heute umtreiben, berichtete er im Gespräch mit Michael Roth offen. Etwa über die Niederlage bei der Landtagswahl 1999 gegen Roland Koch: "Eine Stimmungsmache wie sie die CDU gegen die doppelte Staatsbürgerschaft betrieben hatte, gehört sich nicht. Für jemandem, der seinem Land als Ministerpräsident dienen will, sollte sich so etwas eigentlich verbieten", appellierte Eichel für Anstand in der Politik. Aber er habe stets versucht, auch bei Erfolgen auf dem Teppich zu bleiben und sich gut auf etwaige Niederlagen vorzubereiten. "Ich bin mit mir im Reinen", zog der bekennende Nordhesse Bilanz.

Bild 1: (v.l.n.r.) Bundestagsabgeordneter Michael Roth, der Meinharder SPD-Bürgermeisterkandidat Harald Schädler und der ehemalige Bundesfinanzminister Hans Eichel bei ,Roths Kaffeeklatsch‘

Bild 2: Etwa 70 Gäste lauschten Hans Eichel und Michael Roth auf dem Kochsberg

Fotos: Markus Teglas