Gute Arbeit, gute Rente

HESSISCH LICHTENAU. "Rentenpolitisch war Schwarzgelb in den letzten vier Jahren eine Nichtregierungsorganisation." Mit deutlichen Worten griff der Rentenexperte der SPD-Bundestagsfraktion, Anton Schaaf, die Versäumnisse der amtierenden Bundesregierung an. Bei einer Veranstaltung des heimischen Bundestagsabgeordneten Michael Roth in Hessisch Lichtenau betonte er: "Der Weg von der solidarischen Rentenversicherung zu immer mehr Privatisierung ist eine Sackgasse."

Etwa 70 Interessierte waren der Einladung Roths ins Bürgerhaus gefolgt, um mehr über das SPD-Rentenkonzept zu erfahren, an dem Schaaf maßgeblich mitgearbeitet hat. "Wir brauchen dringend eine grundlegende Reform, da sich auch die Rahmenbedingungen geändert haben", so Schaaf. Die Gesellschaft werde älter und die Gefahr von Altersarmut wachse. "Nur wenn wir den Arbeitsmarkt in Ordnung bringen, können wir ein tragfähiges Rentensystem schaffen. Die Armutslöhne von heute sind die Armutsrenten von morgen", fasst Michael Roth den Grundgedanken zusammen. Daher gelte es, endlich einen flächendeckenden Mindestlohn zu schaffen und Leih- und Zeitarbeit einzudämmen. "Nur mit einem anständigen Lohn kommt auch Geld in die Rentenkasse. Besonders Frauen sind akut von Altersarmut bedroht", so Schaaf. Das von CDU und FDP durchgesetzte Betreuungsgeld verschärfe die Situation noch zusätzlich. Weitere wesentliche Eckpunkte des sozialdemokratischen Rentenkonzepts seien eine abschlagsfreie Rente nach 45 Versicherungsjahren und eine steuerfinanzierte Solidarrente von 850 Euro. "Die Solidarrente gilt für alle nach 30 Beitrags- oder 40 Versicherungsjahren, die zu wenig zum Leben haben. Wer den Großteil seines Lebens gearbeitet hat, muss auf die Solidarität der anderen bauen können", begründet Schaaf das Konzept. Und auch Beamte und Selbständige sollen nach dem Willen der Sozialdemokraten perspektivisch in die Rentenkasse einzahlen, um ein gerechtes System zu schaffen, das auf breiten Füßen steht.

Die vorgestellten Eckpunkte stießen nicht nur bei den Zuhörern, sondern auch bei DGB-Gewerkschaftssekretär Klaus Schüller auf Zustimmung. Schüller wies in seinem Redebeitrag insbesondere auf die Arbeitsbedingungen älterer Arbeitnehmer hin: "Wir dürfen nicht zulassen, dass Arbeit immer mehr krank macht. Die Betriebe haben dafür zu sorgen, mehr altersgerechte Arbeitsplätze zu schaffen, damit die meisten überhaupt erst das Rentenalter erreichen", so Schüller.

Bildunterschrift:
Diskutierten im Bürgerhaus Hessisch Lichtenau über die Sicherung der Altersversorgung (v.l.n.r.): DGB-Gewerkschaftssekretär Klaus Schüller, Bundestagsabgeordneter Michael Roth und SPD-Rentenexperte Anton Schaaf